Die Schönheit der polnischen Landschaften als Muse

Autor: Maria Jajte

29. Januar 2022

Sie schreibt enthusiastisch über polnische Kultur und Kunst und andere Themen

Heute geht es um Kunst, der die Schönheit polnischer Landschaften als Inspiration dient. Begleiten Sie mich auf meinem Treffen mit der Künstlerin Beata Wilczyńska, während wir über Podlachien, Natur, Kunst, Fotografie, Literatur und das Wikingerleben in der Nähe von der polnisch-belarusischen Grenze in Supraśl sprechen.

Unser Gast, Frau Beata Wilczyńska habe ich in Facebook getroffen. Von ihren wunderschönen, geheimnisvollen Ölbildern, die diese dunkele Atmosphäre wie bei der alten Meister verkörpern, die sich später als schöne Fotografie erwiesen haben, war ich einfach entzückt. Ich wollte unbedingt wissen: Wer ist diese Künstlerin, was macht sie während des Tages, wo ist ihr Zuhause.Nun ich habe viel erfahren. Ich weiß z.B, dass Frau Beata Lehrerin für Zeichnen und Malen an der Mittelschule für Kunst. in Supraśl ist. Auch Co-Autorin des Projekts Wasilkowskas Landschftsvorstelung ( Wasilkowska Krajobraznia), ein Gruppe von Amateurfotografen, deren Projekt 2016 vom Städtischen Zentrum für Kulturanimation in Wasilków durchgeführt wurde. Wasilków ist eine kleine Stadt im Powiat Białostocki in der Woiwodschaft Podlachien, Polen. Sie ist ebenfalls Sitz der Stadt-und-Land-Gemeinde. Die Stadt gehört zur Metropolregion Białystok.Hier wohnen weniger als 1000 Einwohner.   Die Stadt is bekannt für eine der wichtigsten orthodoxen Kirchen in Polen und beherbergt eine der bedeutendsten Ikonensammlungen Polens. Der Homiliar Codex Suprasliensis gehört zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. 

Beata Wilczyńska, eine polnische Künstlerin, deren Muse die Natur ist

Maria: Ich freue mich, dass wir uns kennenlernen können. Bitte erzählen Sie uns etwas über sich. Wie kam es dazu, dass Sie mit dem Fotografieren angefangen haben? Vielleicht eine Entstehungsgeschichte dieser Seite, von der ich meine Augen nicht abwenden konnte.

Beata: Zur Klarstellung, denn die Nachricht, die ich geschickt habe, ist schon einige Zeit her. Geschrieben vor 2 Jahren. Jetzt haben sich die Dinge ein wenig geändert. „Ścieżki we mgle/ Misty paths“  (dt. Wege im Nebe) gehören nur mir, das ist meine Website.Die Webseite meines Mannes ist Slawomir.wilki Er fotografiert jetzt viel weniger. Er arbeitet sehr hart. Besonders aus Zeitmangel macht er keine Fotos mehr.

Jetzt muss er nicht sehr früh aufstehen, morgen muss nicht mehr rennen, kann sich einfach wieder auszuruhen. Ich denke er braucht jetzt mehr Schlaf … besonders morgens. Ich bin immer sehr früh wach und gerne draußen. Jetzt ist mein Mann auch mehr in das „Wikingerleben“ vertieft. Mittelalterliches Waffentraining, Vorführungen und manchmal ist er auch als Stuntman in historischen Filmen tätig. Aber wir haben mehrere Jahre zusammen fotografiert. Sławek behauptete, dass er es aus Konkurrenz für mich mitgemacht hat, das heißt, um mir zu zeigen, dass er besser fotografieren kann. Meine Meinung nach war es Eifersucht und gleichzeitig Fürsorge. ….Er hatte Angst, dass mich jemand im Sumpf verführen würde.(Lacht)  Sławek wollte nicht, dass ich vor Tagesanbruch alleine loszog. Ich neige dazu, mich in verschiedene „Abenteuer“ zu stürzen.

Unsichtbares sichtbar machen, der Geist der polnischen Region Podlachien

Die Website habe ich erstellt, weil…. Irgendwann wollte ich einen eigenen Ort im Internet haben, an dem ich nur meine Fotos veröffentlichen würde, um nicht nur Facebook Gruppen damit zu überhäufen. Ich habe angefangen zu fotografieren, als wir aufs Land gezogen sind. Ich adoptierte einen Hund und ging mit ihm vor der Arbeit spazieren. Wir leben im Supraśl-Tal, im Dorf Studzianki, das für seine große Menge an subkutanem Wasser bekannt ist. Der Nebel ist hier also sehr verbreitet und einmal sah ich beim Spaziergang mit meinem Hund die Sonne hinter dem Nebel aufgehen. Ich wusste nicht, dass die Welt so aussehen kann. Es war wundervoll. Fesselnd. Magisch. Ich dachte, die Leute wissen nicht, dass es eine solche Welt gibt, dass sie so aussieht. Dass man sie zeigen sollte, bevor im ganzen Tal Häuser auftauchen und alle Bäume gefällt werden.

Deshalb habe ich angefangen zu fotografieren. Ich habe versucht, das zu machen, was eigentlich unsichtbar sichtbar war. Die Energie oder, den wirklich alten Geist von Podlachien. Den Ursprung!

Nebel wird auch in vielen Fantasy-Romanen mit Orten voller magischer Kraft in Verbindung gebracht. Der Ort ist also mit Sicherheit magisch und mysteriös. Und ich bin in gewisser Weise eine Hexe, die ein bisschen von diesem Geheimnis preisgibt.

Die Vielfalt der polnischen Region Podlachien

Mit der Zeit fingen wir an, in der näheren und weiter entfernten Umgebung herumzufahren. Es stellte sich heraus, dass wir unsere Nachbarschaft sehr wenig kennen. Als wir klein waren, hatten wir kein Auto, es gab immer etwas Dringenderes, Zuhause, Kinder, Arbeit. Erst als wir anfingen, Motive für Fotos zu suchen, begannen wir, Orte zu entdecken und Menschen zu treffen.

Podlachien ist voller erstaunlicher Orte und außergewöhnlicher Energie. Hier gibt es alte Holzhütten, Felder, Kapellen, Windmühlen, Flüsse, Sümpfe und Wälder. Wir haben Hunderte von Themen für den Fotografen gefunden. Fast leere Dörfer mit einem oder mehreren Einwohnern. Mal versteckt hinter einem Wald, direkt an der Grenze zu Belarus, mal in einem Sumpf und mal nicht wirklich weit weg. Später wurden auch Tiere fotografiert. Wilder Bison, Elch … Reiher …

Am häufigsten fotografiere ich noch „hinter meinem Haus“, also die Bereiche, die ich direkt meiner Nähe habe, wenn ich mit meinen Hunden unterwegs bin. Es gibt Reiher, Singschwäne, Kraniche, Rehe und manchmal auch Wölfe.

 

Die Schönheit der polnischen Landschaften

Maria: So wie ich sehe interessieren Sie sich für Landschaften und wahrscheinlich auch für die Morgendämmerung. Zeigt denn Ihrer Meinung nach dem Licht die Schönheit der Landschaft am besten?

Beata: Bei Sonnenaufgang oder kurz davor ist das Licht am besten, aber für mich ist auch Stille wichtig. Wenn ich um 3 Uhr morgens (im Sommer) rausgehe … sind die Tiere noch nicht verscheucht. Sie schlafen direkt hinter dem Zaun. Die Autos hört man nicht. Ich muss zu Hause nichts machen, ich habe es nicht eilig. Ich habe diese eine oder zwei Stunden „Seelenfrieden“ nur für mich. Dann denke ich nicht an den beginnenden Tag, die Arbeit ans Einkaufen … Ich bin einfach da und sehe zu, wie das Geheimnis des Tages geboren wird. Auch wenn es regnet. Ich bin dort. Ich habe einen zweiten Hund adoptiert. Schließlich müssen sie ausgeführt werden und ich fühle mich dadurch sicherer.

Maria : Warum ausgerechnet Podlachien Podlasie?

Beata: Ich denke, dass es auf der ganzen Welt schöne Orte gibt und ich würde sie natürlich gerne fotografieren, aber ich lebe in Podlachien, ich arbeite hier, hier ist mein Alltag und ich liebe dieses Leben. Vielleicht kann ich eines Tages, wenn ich berühmt und reich bin, um die ganze Welt reisen. (Lacht) Jetzt gehen wir natürlich weg, aber es ist nicht genug und es ist schwierig, tolle Bedingungen zum Fotografieren zu finden, wenn man selten oder einmal irgendwo ist. In Polen ist es schwierig, Kredite vom Lehrergehalt abzubezahlen, Familie und Tiere zu ernähren und auf Reisen zu sparen. Und die Hunde … es gibt niemanden, bei dem man sie lassen kann …;)

Podlasie durch die Linse, ein Kunstwettbewerb

Maria: Sie sind Preisträger vieler Wettbewerbe. Welche der Auszeichnungen sind Ihnen am wichtigsten und warum?

Beata: Mit Wettbewerben geht es mir immer besser. Denn es ist großartig, weil ich eine Autodidaktin bin und die Fotografie selber gelernt habe, indem ich lange Zeit Türen aufgebrochen habe. Es wäre einfacher, sich für einen Kurs anzumelden, oder … Ich weiß nicht, wie ich mir die Tutorials ansehe, aber ich war froh, langsam alleine zu allem zu finden. Und dass man über 40 sein kann und selbst und mit so viel Leidenschaft etwas Neues lernt. Mein Lieblingswettbewerb ist der Wettbewerb „Podlasie durch die Linse“, der vom belarusischen Museum in Hajnówka organisiert wird, weil er immer auf sehr hohem Niveau ist und die Juroren wirklich großartige Fotografen sind, so dass ich nie an deren Urteil zweifelt würde. Sie kennen sich aus. Und die Fotoabzüge auf der Ausstellung sind von toller Qualität, also schön anzusehen. Als ich dort die Auszeichnung bekam, war das für mich eine große Motivation und eine große Ehre. Ich fange auch langsam an, an mehr „künstlerischen“ Wettbewerben teilzunehmen und in Kunstgalerien auszustellen. Einerseits bin ich bildende Künstlerin, andererseits habe ich als Amateurin und hobbymäßig angefangen zu fotografieren. Kunstfotografie ist ganz anders … aber vielleicht gibt es eine Gelegenheit, dies zusammenzubringen.

Auch Literatur gehört zum Repertoire der polnischen Künstlerin

Maria: Ich habe gelesen, dass Sie neben der Fotografie auch in der Schule unterrichten. Gibt es außer diesen Kursen noch etwas, das Ihre Talente hervorhebt?

Beata: Ich habe auch wieder angefangen zu schreiben. Ich schreibe sehr gruselige Geschichten. Ich würde gerne ein Verleger finden, oder zumindest jemanden, der mir sagt, es ist gut oder weniger gelungen. Auch im Schreiben bin ich als Autodidaktin, aber auch hier sehe ich mich nicht auf einen Kurs … Sławek schreibt natürlich auch. Er schreibt lustige Texte über seinen Leidenschaften, dem Wikinger zu sein. Vorerst veröffentlichen wir auf Facebook.

Rückkehr aus dem Großstädtischen in die Weite der polnischen Landschaften

Maria: Seit Jahren beobachten meine Geschäftspartnerin und ich den Trend zur Ruhe, einer Flucht aus den Großstädten in die Natur. Slow Travel scheint der Puls der Zeit zu sein. Sind Sie auch in Podlachien dem Großstadttrubel entkommen?

Beata: Sławek ist auf dem Land aufgewachsen und ich in einer Kleinstadt. Die Großstadt habe ich erst während meines Studiums in Posen kennengelernt. Eine sehr gute Stadt. Vom Studentenwohnheim bis zur Uni bin ich durch die Altstadt gelaufen, so dass mich der Großstadttrubel nicht allzu sehr störte. Und gleich nach meinem Abschluss bekam ich einen Job an meiner Heimatschule für Kunst in Supraśl. Ich habe diese Schule und diese Stadt geliebt. Wir wohnten in Białystok, aber mein Mann beschloss, selbst ein Haus auf dem Land zu bauen. Wir bauten es in Eigenarbeit in acht Jahren fertig. Es war also keine Flucht, sondern eine Rückkehr zu dem Lebensstil, den wir aus Kindheit und Jugend kannten.

Slow Travel, eine naturverbundene Form des Tourismus zur Erkundung der Schönheit der polnischen Landschaften

Maria: Die eigene Nachbarschaft zu fördern ist sicherlich eine Form von Lokalpatriotismus. Haben Sie keine Angst, dass Sie durch die Darbietung der Grenzen Polens mit schönen, einzigartigen Werken Touristen anlocken werden, die die Ruhe und Intimität in Podlachien stören könnten, so wie in Krupówki in Zakopane? Welche Art von Touristen möchten Sie?

Beata: Ich zähle auf Menschen, die sich wie ich in diese Gegend verlieben würden. Wer durch diese Liebe beginnt, die Welt und die Natur mehr zu respektieren, wird mehr auf Müll, Schutz und Pflege zu achten. Ich sehe, dass es immer mehr Öko-Fans unter uns gibt.
Maria: Noch ein paar technische Fragen. Welche Kamera und Objektive verwenden Sie am häufigsten?
Beata: Ich wechsle Kameras und Objektive, wenn meine finanziellen Möglichkeiten es mir erlauben, etwas Neues zu kaufen. Darum kann ich nicht sagen, dass es eine Auserwählte gibt, eine für Wolken, eine andere für die Tierfotografie. Ich trage das, was ich habe, in meinem Rucksack und wechsle sie bei Bedarf. Was ist mit dem Geheimnis meiner Werke? Ich sehe und bewundere die Transparenz der Luft, die Sterilität des Raumes…. So versuche ich in erster Linie Emotionen zu zeigen oder zu wecken.
Maria: Wo kann man Ihre Werke sehen und kaufen?
Beata: Sie können über meine Website bestellt werden. Ich habe keinen Laden, jedes Mal, wenn jemand ein Werk kaufen möchte, schreiben wir einen Vertrag als Autorenwerk. Auf der Webseite steht auch meine Telefonnummer.

Tipps für die Region

Maria: und vielleicht noch etwas Praktisches: welches Hotel, welches gute Essen Würden Sie uns empfehlen?

Beata: …… es ändert sich ständig. Gutes Essen gibt es in Kruszyniany in „Tatarska Jurta“und „Na koncu świata“ (dt.Am Ende der Welt). Das beste Eis der Welt „U Matczaka“ in Sokółka und Supraśl,weil es seit den 50er Jahren das gleiche handwerkliche Eis ist, ohne künstliche Zusätze. Ich war dort, sah das Süßspeise und genoss! Auch im „Spiżarnia smaków“ in Supraśl gibt es sehr gutes Essen, aber im Allgemeinen ist das Essen hier recht gut. Und Unterkünfte … es hängt von Ihrem Geldbeutel ab. Günstige und ordentliche Übernachtungsmöglichkeiten bietet das Pilgerhaus in der Supraśl Akademie, es gibt auch 5 Hotels … das coolste, ist wohl „5 Debow“,Besonders schön ist das Hotel Kneja. Viele Unterkünfte werden in in Privathäusern angeboten. Ab nächstem Jahr wird unser Freund Agrotourismus betreiben, den wir in Poniatowicze organisieren helfen. Vielleicht werden wir dort auch fotografische Vernissagen organisieren, aber derzeit befindet sich die gesamte Region im Ausnahmezustand, weil Menschen versuchen, aus Belarus nach Polen zu gelangen.

Maria: Vielen Dank, ich habe mich sehr gefreut. Es war sehr spannend und sehr interessant. Ich habe keine Zweifel, dass wir Sie, Ihren Mann und Ihre treuen Hunde bald in Polen sehen werden.

Wir laden Sie herzlich ein 🙂

Falls Sie nach diesem inspirierenden Gespräch Lust auf die unberührten Landschaften Ostpolens bekommen haben, empfehlen wir Ihnen einen Blick auf unsere Slow-Kajak Reise. Denn entlang der Flüsse ist die Grenzregion zu Belarus wohl am magischsten. Gerne organisieren wir für Ihre Reisegruppe Workshops über Fotografie oder über Malerei und setzen Sie mit Experten vor Ort in Kontakt. Sprechen Sie uns einfach auf ihre individuellen Interessen an.

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