Mit dem Fahrrad in Westpommern:
„Was bewegt Dich in einen Ort 40 km östlich von Stettin/Szczecin zu fahren?“ fragte mich auf einer Feier erstaunt ein Bekannter. „Familienforschung, die Stadt heißt Maszewo/ehemals Massow“, war meine Antwort. „Das gibt es doch nicht“ erwiderte mein Bekannter „mein Urgroßvater stammt aus der Gegend und ich war schon mehrmals dort“. So hatten wir angeregten Gesprächsstoff für den Abend.

Eine bewegte Geschichte

Mein Vater war als Kind aus Berlin-Charlottenburg in den 1920iger Jahren in einem Waisenhaus in Massow untergebracht. Jetzt als Rentner, wo mir mehr frei verfügbare Zeit zur Verfügung steht, wollte ich mir den Ort einmal ansehen, von dem mein verstorbener Vater einiges erzählt hatte.
Auf die Idee zu dieser Reise kam ich neben der Neugier über das Archiv des Heimatmuseums (Berlin) Charlottenburg, dort lagern einige Akten zu der Einrichtung. Die Archivleiterin nannte mir zusätzlich einen Blog, der die Geschichte der Stadt Massow und des Waisenhauses zum Thema hat.
Als ich mir den Blog genauer ansah, entdeckte ich dort das Konfirmationsfoto meines Vaters, das einzige Foto, das aus dieser Zeit in meinem Besitz ist.
Daraufhin nahm ich umgehend Kontakt mit dem Blogger auf, der kurz darauf antwortete und großes Interesse an einem Informationsaustausch bekundete und auch eine Stadtführung anbot.

Reisevorbereitungen nach Westpommern

Die Reiseplanung erfolgte mit Unterstützung von Polenreisen. Frau Jajte nahm Kontakt zu den beiden Geschichts-Museen auf, da ich nicht Polnisch spreche. Ein Besuch wurde Mitte August 2022 vereinbart.
Um die pommersche Landschaft etwas besser kennenzulernen und die Atmosphäre aufnehmen zu können, startete ich mit dem Fahrrad in Schwedt/Oder und fuhr den Oderradweg bis Stettin. Dort nahm ich für drei Nächte Quartier, da es auf dem Land keine Unterkunft gibt.
Tags darauf radelte ich bei großer Hitze die ca. 50 km von Szczecin nach Maszewo. Die beiden Heimatforscher begrüßten mich dort, zeigten mir die zwei Museen und die Stadt. Am Abend wurde ich mit Fahrrad im Auto nach Stettin zurückgebracht. Dafür war ich sehr dankbar, da die Strecke nur teilweise auf Fahrradwegen verläuft.
Am dritten Tag schaute ich mir mit Fahrrad Stettin an und bekam durch die schnellere Fortbewegungsmöglichkeit einen guten Überblick über die sehenswerte Stadt.
Am nächsten Morgen verließ ich dann Stettin mit dem Zug nach Berlin, wo ich noch einige Stunden im Archiv Informationen sammelte und dann mit dem Intercity zurück nach Nürnberg fuhr.

Eine emotionale Reise

In Reiseberichten aus den ehemaligen deutschen jetzt polnischen Gebieten wird häufig von einer großen Emotionalität gesprochen. Bei mir war dies eher ein Interesse, die Orte einmal zu besuchen.
Mein Vater hatte Pommern ja bereits als junger Mann verlassen. Zudem steht das Waisenhaus nicht mehr.
Emotional bewegt haben mich dagegen die Begegnungen und der Austausch mit den Menschen in Massow (Stadtverwaltung, Heimatforscher) und die freundliche Unterstützung von Polenreisen/Frau Jajte.
Zum Abschied packte mir der Museumsleiter des privaten Museums noch drei Fotografien aus Massow als Erinnerung ein, weil ich doch so einen Bezug dazu hätte.
Interessant finde ich auch einen anderen Aspekt. Beide Heimatforscher sind in Maszewo geboren und wuchsen in einer Umgebung auf, in die die Familien hineingesetzt wurden ohne dass darüber gesprochen wurde. Vielfach wurde von staatlicher Seite auch versucht, die deutsche Vergangenheit auszutilgen. Das rief natürlich viele Fragen auf den Plan und die beiden Heimatforscher zeigen großes Interesse, Licht ins Dunkel zu bringen.
Auf die deutsch-polnische Freundschaft!

Reinhard Klix, Sept. 2022

Das Stadtmuseum Massow

Der Leiter des privaten Museums, bat mich Werbung, für beide Museen zu machen, was ich hiermit gerne tue.
Stadtmuseum Massow im Rathaus (Bestände wurden von Massower-Verein aus Mölln an Massow zurückgegeben)
Ansprechpartner: Pani Justyna Igras
podinspektor ds.promocji
Urząd Miejski w Maszewie
Plac Wolności 2 72-130 Maszewo
Tel.0049 91 402 33 97
Privates Heimatmuseum mit vielen Bildern zusätzlich das größte Zählermuseum in Polen
Social Power Industry Museum Alfons Hoffmann. Ul: Leśna 9 72-130 Maszewo.
Ansprechpartner: piotr.teofilewski@enea.pl